Auftraglöten

AUFTRAGLÖTEN

Auftraglöten

So funktioniert es

In Anlehnung an die Definition der Norm DIN 8505 ist Löten ein thermisches Verfahren zum stoffschlüssigen Fügen und Beschichten von Werkstoffen, wobei eine flüssige Phase durch Schmelzen eines Lotes entsteht. Die Solidustemperatur der Grundwerkstoffe wird nicht erreicht. Insbesondere hierdurch unterscheidet sich das Löten wesentlich von den schweißtechnischen Füge- und Beschichtungsverfahren. 


Vom Weichlöten wird dann gesprochen, wenn die Liquidustemperatur der Lote unterhalb 450 °C liegt. Ist sie größer als 450 °C, so kennzeichnet dies den Bereich des Hartlötens. Kommt als weitere Bedingung hinzu, daß die Liquidustemperatur der Lote oberhalb von 900 °C liegt und die Lote flusmittelfrei unter Luftabschluss verarbeitet werden, so ist hierdurch der Bereich des Hochtemperaturlötens umrissen.


Beim Beschichtungsvorgang können Hartstoff-Formkörper in situ durch Löten erzeugt werden. Sie werden dabei mit hoher Haftfestigkeit auf die Oberfläche einer Komponente aufgetragen.


Die Basis des Beschichtungsprozesses bilden dabei kunststoffgebundene Hartstoff- und Lotpulver. Als Hartstoffe werden Körnungen aus WC und Cr3C2 oder Mischungen beider mit entsprechendem Korndurchmesser eingesetzt, als Lotlegierung hat sich das Nickelbasislot NI102 (d ~ 50 µm) bewährt. Diese jeweils mit einem organischen Bindemittel gebundenen Pulver werden zu Vliesen mit Dicken zwischen 0,7 und 3 mm verarbeitet. Die nicht vollständige Umhüllung bzw. die Vernetzung der Hartstoff- oder auch Lotteilchen durch das Bindemittel bietet die Gewähr für flexible, gummiartige Vliese, die dadurch auch an gekrümmte Flächen angelegt werden können. Die Formgebung ist über einfache Schneid- und Stanzverfahren möglich und gestattet daher eine nahezu unbegrenzte Formenvielfalt.


Für die Erzeugung eines Beschichtungsverbundes wird zunächst das Hartstoffvlies auf der zu beschichtenden Bauteiloberfläche mechanisch fixiert. Eine Matte aus Lotvlies legt man deckungsgleich darüber. Beide Vliese können über einen speziell entwickelten Klebstoff zusätzlich befestigt werden. Das Hartstoffvlies hat nach dem Fixieren am Bauteil nahezu die Geometrie der späteren Beschichtung. Über die Dicke des aufgelegten Lotvlieses wird die Lotmenge eingestellt, die notwendig ist, um sowohl die Hohlräume zwischen den Karbiden des Hartstoffvlieses aufzufüllen als auch den gesamten Verbund am Grundwerkstoff festzulöten. Dazu wird das Bauteil zum Beispiel in einem Schutzgasofen unter Wasserstoff oder Argon auf etwa 1100°C erhitzt. Im Laufe der Erwärmung zersetzt sich bei 450°C das Bindemittel, die gasförmigen Zersetzungsprodukte entweichen über die Poren der Vliese.


Es entsteht eine definierte, offene Porosität. Nach seinem Aufschmelzen (NI102: 970 bis 1000°C) infiltriert das Lot aufgrund der sehr großen Kapillarwirkung des Pulverhaufwerks selbsttätig die untenliegende Hartstoffschicht und bildet mit dem Trägerwerkstoff eine stoffschlüssige Verbindung.


Das Auftraglöten kann einen Werkstoff …

Das Auftraglöten eignet sich hervorragend 


  • zum Schutz gegen den adhäsiven Verschleiß, 
  • zum Schutz gegen den abrasiven Verschleiß, 
  • zum Korrosionsschutz, 
  • zum Wiederaufbau und zur Reparatur von Bauteilen, 
  • zum konturnahen Auftrag.


Hier wird es angewendet

Das Löten wird vornehmlich als Fügetechnik gesehen. Es gewinnt aber auch zunehmend als Beschichtungstechnik an Bedeutung. Industrielle Anwendungen zum Schutz hoch beanspruchter Bauteile nehmen stetig zu. 


Es lassen sich auf diese Weise z. B. Reparaturlötungen ausführen, bei denen ein verschleißbedingter Materialabtrag wieder ausgeglichen wird, indem eine Schicht mit grundwerkstoffähnlichen Eigenschaften aufgelötet wird, um anschließend die Kontur des Bauteils maßgenau wiederherzustellen. Die Eigenschaften des reparaturgelöteten Bauteiles entsprechen weitestgehend denen neugefertigter Teile. Anwendungsschwerpunkte finden sich z.B. bei der Überholung von Flugtriebwerken, wo wertvolle Bauteile nach Überschreiten der Verschleißgrenze durch Auftraglöten wieder in einen neuwertigen Zustand versetzt werden. 


Nicht nur in der Reparaturanwendung, sondern zunehmend auch in der Fertigung neuer Komponenten gewinnt das Beschichten durch Löten an Bedeutung, da es den verschleißbeanspruchten Oberflächen Eigenschaften verleiht, die durch alternative Verfahren so kaum zu erreichen sind.


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